News

Liebe Patientinnen und Patienten,

während das Gesundheitsministerium zuletzt ankündigte, die Hausärztebudgets abschaffen zu wollen, werden die hausärztliche Praxen in Baden-Württemberg gedeckelt:
Jedem Arzt wird in jedem Quartal ein bestimmter Eurobetrag namens RegelLeistungsVolumen (RLV) zugewiesen – unabhängig von der erbrachten Leistung und den behandelten Patient*innen.
Alle erbrachten Leistungen darüber hinaus werden teilweise oder nicht vergütet und auf den Kosten, die durch diese Leistungen entstehen (Materialien, Dokumentation usw.), bleiben wir sitzen...
Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir durch diese Regelung gezwungen sind, die Patientenzahl unserer Praxis auf dem gegenwärtigen Stand einzufrieren – was wir sehr bedauern.
Wir nehmen derzeit keine neuen Kassenpatient*innen auf und bitten um Ihr Verständnis („HZV“-Patient*innen sind davon nicht betroffen).

Ihr Praxis-Team

Prostata-Karzinom

13.03.2024

Die Tastuntersuchung („Digitale Rektale Untersuchung“, DRU) auf Vorliegen eines Prostata-Karzinoms hat nahezu keinen Vorhersagewert - Das ist das Ergebnis einer Metaanalyse aus acht Studien der letzten Jahre an Männern zwischen 45-98 Jahren. Der Vorhersagewerte liegt bei nur 21%; damit liegt die Bedeutung unter der der PSA-Wert-Bestimmung, und das zusätzliche Tasten zur alleinigen PSA-Diagnostik ergibt keinen Vorteil…

(Matsukawa et al. Eur Urol Oncol 2024.https://doi.org/10.1016)

In einer schwedischen Studie an mehr als 57.000 Männern konnte in einer Nachbeobachtungszeit von knapp 7 Jahren unter regelmäßiger Messung der Herz-Kreislauf-Fitness ein inverser Zusammenhang zwischen Fitness und Auftreten eines Prostata-Karzinoms nachgewiesen werden: Die Zunahme von nur 3% an körperlicher Leistungsfähigkeit (gemessen als max. Sauerstoffaufnahme) war assoziiert mit einer um knapp 40% reduzierten Prostata-Karzinom-Inzidenz (=Neuauftreten eines Karzinoms).

(Bolam KA et al. Br J Sports Med 2024;https://doi.org/10.1136)

Depressionen und Rauchen

20.02.2024

Ein Zusammenhang zwischen Rauchen und dem Vorliegen einer Depression ist unstrittig. Ein kausaler Zusammenhang jedoch war immer fraglich: Verursacht Rauchen Depressionen oder wird bei Vorliegen einer Depression eher geraucht? Nun liegen neue dänische Daten vor. Danach erhöht Rauchen "tatsächlich das Risiko, an Depressionen zu erkranken, um mehr als 100%". Zugrunde liegen Gesundheitsdaten von mehr als 350.000 Menschen aus der britischen Biodatenbank. In der Regel begannen die dort ausgewerteten Probanden vor dem 20. Lebensjahr mit dem Rauchen; im Durchschnitt fand erst nach dem 30. Lebensjahr eine Einlieferung ins Krankenhaus mit der psychischen Störung statt. Menschen, die zum Rauchen prädisponierende Gene trugen - solche gibt es -, aber nicht rauchten, entwickelten signifikant seltener psychische Störungen als eine entsprechende genetische Ausstattung aufweisende Raucher.

(Balbuena,L et al. Acta Psychiatrica Scandinavica 2023: doi: 10.1111/acps.13601)

Leider steigt die Häufigkeit von Krebsdiagnosen bei unter 50-jährigen

19.01.2024

In den letzten Jahren ergibt sich - leider - ein Trend: Immer jüngere Menschen werden mit einer Krebsdiagnose konfrontiert. Im Zeitraum 1990 bis 2019 stieg die globale Inzidenz für Krebs im frühen Lebensalter um ca. 79%, die Zahl der Krebstodesfälle stieg im gleichen Zeitraum um ca. 28%. Nach diesen Daten darf vorsichtig geschätzt werden, dass bis 2030 die weltweite Zahl der Inzidenz und krebsbedingten Todesfälle < 50 J. um 31% bzw. 21% weiter steigen. Hauptrisikofaktoren sind neben der Genetik v.a. ein ungesunder Lebensstil, in erster Linie ungesunde Ernährung, Alkohol- und Tabakkonsum sowie Bewegungsmangel.

(Zhao J. et al. BMJ Oncology 2023:2:3000049.doi: 10.1136/bmjonc-2023-00004)

Vorhofflimmern (VHF) - das Darmmikrobiom als möglicher Risikofaktor

10.11.2023

Die klassischen Risikofaktoren, wie Bluthochdruck oder Diabetes, tragen nur zu ca. 50% zum Risiko für VHF bei. Im Fokus steht aktuell das Darmmikrobiom - denn bei VHF kommen bestimmte Darmbakterien vermehrt vor. Die Verschiebungen des Keimspektrums im Darm im Vergleich zum Gesunden ähneln denen beim Bluthochdruck und bei Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Weitere Langzeit-Untersuchungen stehen an. Der Zusammenhang zwischen beispielsweise mediterraner Kost und (niedrigerem) Herz-Kreislauf-Risiko ist unstrittig, und selbstverständlich besteht bei ebendieser mediterranen Kost ein ganz anderes Darmmikrobiom als bei einer Kost, die reich an Salz, Haushaltszucker und gesättigten Fetten ist.

(Dt. Zentrum f. Herz-Kreislauf-Forschung; Lit.: Palmu et al. EBioMed 2023;91:104583; Estruch R et al. Primary prevention of cardiovascular disease with mediterranean diet supplemented with extra-virgin olive oils or nuts. N Engl J Med. 2018;378(25):e34.)

Fast jeder Siebte hat nächtlichen Bluthochdruck

16.01.2023

Nach den Ergebnissen von GEDA 2014/2015-EHIS hat in Deutschland fast jeder dritte Erwachsene einen diagnostizierten Bluthochdruck - die Dunkelziffer der nicht diagnostizierten Fälle ist hoch. Ungefähr halb so viele, ca. 15% aller Menschen im Alter zwischen 40 und 75 Jahren, haben einen nur nächtlich erhöhten Bluthochdruck, mit steigendem Alter nimmt der Anteil zu. Häufig liegt das an einem umgekehrten zirkadianen Rhythmus - Schlafstörungen, nächtliches Schwitzen und häufiges Wasserlassen sind u.a. Symptome, die einen an diese Störung denken lassen, langfristig steigt das Schlaganfall-Risiko. Bei blutdruckgesunden Menschen liegt der Druck tagsüber bei ca 120-130/80-85 mmHg und fällt nachts im Schlaf um mindestens 10% ab. Herausfinden läßt sich der nächtliche Bluthochdruck nur über eine 24-Std.-Blutdruckmessung - denn die tagsüber gemessenen Werte liegen im Normbereich und scheinen die Diagnose "Bluthochdruck" für die nächtlichen Beschwerden auszuschließen.

(Armitage et al. Diagnosing hypertension ... Br J Gen Pract, published Sept. 13, 2022)

Pflanzliche Lebensmittel fördern die Herzgesundheit in jedem Alter

05.01.2022

Wie kürzlich im "Journal of the American Heart Association" veröffentlicht, ist eine pflanzenbetonte Kost gut für unser Herz. In einer Studie an knapp 500 Teilnehmern wird und wurde seit 1985 untersucht, welche Kost über Jahrzehnte, beginnend im jungen Erwachsenenalter, sich günstig auf das Herz-Kreislauf-Risiko auswirkt. Als besonders günstig erwiesen sich Obst, Gemüse, Bohnen, Nüsse und Vollkornprodukte. Eine moderate Menge an tierischen Produkten (mageres Hühnchen, Fisch, Eier und Milchprodukte) hatte keinen negativen Einfluß. Wer sich vor dem 50. Lebensjahr vorwiegend pflanzenbetonter Kost befleißigte, hatte ein um mehr als 60% geringeres Risiko für einen Herzinfarkt; es gilt dabei: Je früher desto besser .... Ingesamt und über alle Altersstufen hinweg, reduzierten die 20% der Studienteilnehmer, die sich bestmöglich ernährten, ihr Risiko für das Auftreten einer durch Arteriosklerose bedingten Herzkrankheit um mehr als die Hälfte.

(Yuni Choi, MD, "CARDIA-study", JAHA, 2021)

Vermehrter Kaffeekonsum erhöht das Demenzrisiko

05.01.2022

Während es eine gewisse Signifikanz für ein geringeres Diabetesrisiko durch regelmäßigen hohen Kaffekonsum gibt (>5 Tassen Kaffee tgl.), lassen aktuell Daten aus Australien aufhorchen - mit nachgewiesenen negativen Daten hinsichtlich des Demenzrisikos und des meßbaren Hirnvolumens. Ein hoher Kaffeekonsum (>6 Tassen tgl.) führt zu einer höheren Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Demenzerkrankung (>50%) sowie einem meßbar kleineren Hinrvolumen. Die Daten wurden erhoben an mehr als 17.000 Probanden zwischen 37 und 73 Jahren, "Demenz" wurde gemessen in Form von Gedächtnisstörungen, Verlust des Wortschatzes und der Problemlösekompetenz sowie der Abnahme von Alltagsbewältigungsfähigkeiten. Resultierend ist die Empfehlung zu einem eher moderaten Kaffeekonsum und einer täglichen ausreichenden Trinkmenge neben dem Kaffeegenuss.

(K. Pham, A. Mulugeta, A. Zhou, J. T. O’Brien, D. J. Llewellyn & E. Hyppönen (2021) High coffee consumption, brain volume and risk of dementia and stroke, Nutritional Neuroscience, DOI: 1080/1028415X.2021.1945858)
20.09.2021

Seit dem 07.09.2018 ist die Praxis Dr. Witzel mit Entscheid der Bezirksärztekammer Südbaden zur 18-monatigen Ausbildung von Ärzten im Weiterbildungsgang "Allgemeinmedizin" zugelassen. Damit konnten wir junge Allgemeinmediziner*innen bei uns ein gutes Stück auf Ihrem Weg zum Facharzt begleiten. Seit September 2021 habe ich mit dem vielfältigen Diagnostik- und Therapieangebot aus der Inneren Medizin, Kardiologie und Diabetologie die volle Weiterbildungsberechtigung für 24 Monate zuerkannt bekommen, so dass der komplette niedergelassene Ausbildungsweg für Allgemeinmedizer*innen angeboten werden kann.

Ihr Dr. Achim Witzel

Genetische Verjüngung?

07.06.2021

In einer neue Pilotstudie ließ sich zeigen: Wenige Wochen einer speziellen Ernährung mit viel Schlaf und Bewegung reichen aus, uns genetisch meßbar zu verjüngen. Dadurch nämlich ändert sich das Muster der Anlagerungen an unserer DNA – und damit einen Marker für unser biologisches Alter. Acht Wochen lang stellten 50% der männlichen Studienteilnehmer ihre Lebensweise um: An jedem Tag mind. 30 Min. Sport, mind. 7 Stunden Schlaf pro Nacht, regelmäßig Atemübungen zur Entspannung.

Zugleich wurde die Ernährung angepaßt, mit wenig tierischen Eiweißen und Kohlehydraten, dafür viel Gemüse. Der Essensrhythmus entsprach einem gemäßigten Intervallfasten (zw. 19:00 Uhr abends und 7:00 Uhr morgens keine Nahrung), zusätzlich wurde ein Nahrungsergänzungsmittel mit verschiedenen Pflanzeninhaltsstoffen und ein probiotisches Präparat mit Milchsäurebakterien eingenommen. Die Diätvorgaben waren speziell darauf ausgelegt, besonders viel von den Nährstoffen aufzunehmen, die für den sog. Methylierungszyklus wichtig sind. Diese sind vor allem in grünem Gemüse, Kohl, Nüssen und Saaten und allgemein einer pflanzenbasierten, wenig glykämischen und ketonischen Diät enthalten.

Das Ergebnis: Nach bereits acht Wochen zeigten sich meßbare Veränderungen des epigenetischen Musters: Die sog. DNAmAge-Uhr hatte sich um fast 2 Jahre zurückgedreht, die Teilnehmer der Gruppe ohne Veränderung des Lebensrhythmus waren in der gleichen Zeit epigenetisch um mehr als Jahr älter geworden. Insgesamt betrug der Unterschied zwischen den beiden Gruppen damit ca. gut 3 Jahre.

Ob sich das „Zurückschrauben“ der Epigenom("Alterungs-")-Uhr auch auf den allgemeinen Gesundheitszustand auswirkt, bleibt noch nachzuweisen; hierzu werden allerdings größere Zeiträume vonnöten sein.

(Fitzgerald KN et al. Potential reversal of epigenetic age .... Aging (Albany NY). 2021; 13:9419-9432. https://doi.org/10.18632/aging.202913)

Blutzuckererhöhung (Diabetes mellitus) und Krebserkrankungen vorbeugen

07.06.2021

2018 ergab sich aus einer australischen Langzeitdatenanalyse aus mehreren Studien, dass bei Diabetikern das Risiko für das Auftreten von Krebserkrankungen rund 25% höher ist als in der Allg.-Bevölkerung. Nun (2021) bestätigt das eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums für das Auftreten von Darmkrebs. Vermutlich ist bereits die Vorstufe des Diabetes, das sog. Metabolische Syndrom (Adipositas, erhöhte Blutfette und Blutdruck, erhöhte Zuckerwerte), schon mit einem erhöhten Risiko assoziiert; v.a. das Vorliegen von Bauchfett begünstigt die Krebsentstehung. Dieses gibt Adiponektine und Zytokine ab, die Entzündungen auslösen und als Wachstumsfaktoren wirken. Dadurch wird u.a. Tumorwachstum angeregt. Außerdem bilden die Fettzellen weibliche Geschlechtshormone (Östrogene), die gerade auch die Zellen von Brust und Gebärmutter anregen, sich vermehrt zu teilen. Paßt man seinen Lebensstil an, kann man dem entgegenwirken. Möglichst tägliche regelmäßige Bewegung >30 Minuten hilft, Gewicht und v.a. auch Bauchfett zu reduzieren. Damit läßt sich das persönliche Risiko für Krebs und im übrigen auch andere Erkrankungen meßbar senken.

(Toshiaki et al.; Diabetologia 2018;61:2140-2154)

Übergewicht (=Phänotyp) schlägt genetische Veranlagung (=Genotyp) als Diabetes-Risikofaktor

22.02.2021

Übergewicht ist ein höher zu bewertender Risikofaktor als die genetische Disposition. Wer Gewicht verliert, kann die Krankheit verhindern oder rückgängig machen! Typ-2-Diabetes scheint häufig vermeidbar, so englische Forscher aus Camebridge. In der vorliegenden Studie wurden 445.765 Teilnehmer der UK-Biobank im Alter von durchschnittlich 57 Jahren über 8 Jahre hinweg untersucht, u.a. auf das Vorliegen von Body Mass Index (BMI) und Diabetes mellitus Typ 2. Über 31.000 Teilnehmer entwickelten einen "DM 2" - ein hoher BMI war der stärkste Risikofaktor, und daran konnte auch eine eigentlich günstige Genetik nichts ändern.

(Ference B et al.; Integrating the Effect of BMI and Polygenic Scores to estimate Lifetime Risk ... ESC-Congress 2020)

Schokolade schützt das Herz

22.02.2021

Wer mehr als einmal pro Woche Schokolade verzehrt, senkt sein Risiko für das Auftreten einer Herzkranzgefäßerkrankung um 8% gegenüber denjenigen, die seltener Schokolade essen. Die Risikosenkung ist nicht enorm, der Aufwand aber überschaubar ... Texanische Autoren legten für diese Aussage 6 Studien an 336.000 Teilnehmern zugrunde, gepoolt nach gleichem Alter, Geschlecht und anderen Risikofaktoren. Darüber hinaus ist bekannt, dass die Schokolade um so "gesünder" ist, je mehr Kakaoanteil und je weniger Zucker sie trägt. In Kakao und Schokolade sind herzgesunde Ingredienzien enthalten, wie z.B. Flavonoide, Methylxanthine, Polyphenole und Stearinsäure. Eine Gewichtszunahme durch vermehrten Schokoladenkonsum ist allerdings kontraproduktiv.

(Krittanawong C. et al.; Eur J Prev Cardiol. 2020. doi:10.1177/2047487320936787)

Teetrinker leben länger

23.01.2021

In einer großen Studie aus China mit über 100.000 Teilnehmern, die über sieben Jahre den Einfluss regelmäßigen Teetrinkens auf Erkrankungshäufigkeit und Mortalität untersucht hat, ergab sich, dass mindestens 3-mal wöchentliches Teetrinken sich mit längerer Gesundheit sowie auch längerer Lebensdauer auszahlt. Statistisch gesehen liess sich für einen 50-jährigen Teetrinker eine um 1,26 Jahre längere Lebenszeit errechnen, verglichen mit einem Nichtteetrinker. Langzeit-Teetrinkern winkt eine 39%ige relative Risikoreduktion für Herzkranzgefäßerkrankung und Schlaganfall. Als besonders günstig erwies sich der Genuss von Grüntee.

(Wang, X. et al.;Eur J Prev Cardiol 2019, doi:10.1177/2047487319894685)

Rhythmusstörungen durch Burn-out

23.01.2021

Wenig überraschend: Homeoffice, Kindergeschrei, ausfallende Urlaube oder schlecht laufende Geschäfte als Beispiele fordern vermutlich in der Zukunft ihre gesundheitliche Quittung ein. Stress zu Hause oder im Job über längere Zeit in verschärfter Form sind, abhängig von der persönlichen Resilienz (etwa: psychische Widerstandsfähigkeit), aktuell neben vielem anderen typische Ursachen eines burn-out. Welche Ursache auch immer dafür vorliegt: Ein klassischer burn-out ist langfristig mit einem um 20% erhöhten relativen Risiko für Vorhofflimmern assoziiert - Vorhofflimmern kann über längere Zeit zum Auftreten eines Schlaganfalls führen. Dies ergab eine Langzeitstudie über 25 Jahre (!) von Forschern der Universität Los Angeles. In dieser Studie lag der burn-out damit weit vor Depressionen, Angsterkrankungen oder beispielsweise dem Gefühl einer fehlenden sozialen Unterstützung, die das Risiko nicht nennenswert erhöhten.

(Garg,PK. et al.; Eur J Prev Cardiol 2020, doi:10.1177/2047487319897163))

Eine Kombination gesunder Lebensstilfaktoren verlängert die krankheitsfreie Lebenszeit

28.08.2020

Jeder möchte gern alt werden - die meisten Menschen allerdings nur dann, wenn sie das auch gesund erreichen, ohne die Lebensqualität stark einschränkende chronische Erkrankungen ...

Der Einfluß einzelner Lebensstilfaktoren auf das individuelle Risiko chronischer Erkrankungen ist gut untersucht und unstrittig. Inwiefern eine Kombination solcher Faktoren jedoch assoziiert ist mit krankheitsfreien Lebensjahren, ist bislang nicht klar.

Nun gibt es eine Studie an über 116.000 Teilnehmern zu diesem Thema.
Das Ergebnis:
Verschiedene gesunde Lebensstilfaktoren wie ein Body Mass Index im Normbereich, nie geraucht zu haben, regelmäßige körperliche Aktivität und ein sehr moderater Alkoholkonsum sind statistisch bedeutsam assoziiert mit einem Gewinn an Lebensjahren ohne chronische Erkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus 2, Herzkranzgefäß- oder Atemwegserkrankungen, Krebs, Herzinfarkt, Herzschwäche oder Demenz.
Auf Normalgewichtigkeit liegt dabei ein besonderer Schwerpunkt, d.h.: Übergewicht, v.a. starkes Übergewicht mit einem BMI von mehr als 30 kg/qm, ist ein besonders gravierender Faktor für das Auftreten chronischer Erkrankungen.
Sauber herausgerechnet wurden andere Einflußfaktoren, wie z.B. der sog. sozioökonomische Status; körperliche Aktivität hieß in der Studie auch im Alltag praktisch erreichbare entweder >2,5 Std. moderate oder >1,25 Std. starke Aktivität / Woche.
(Nyberg et al. Association of Healthy Lifestyle With Years Lived Without Major Chronic ... JAMA Intern. Med. 2020; 180:760-768)

Keine L-Thyroxin-Therapie bei nur leicht erhöhtem TSH-Wert

28.08.2020

Bisher erhielten Patient*innen mit leichter Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) routinemäßig sehr früh einen Hormonersatz mit L-Thyroxin.
Eine Studie an mehr als 1000 Pat. >64 Jahren ergab nun: Erhalten diese Pat. mit nur leicht erhöhten TSH-, aber normalen T4-Werten L-Thyroxin, steigt ihr Sterberisiko um 60% (!) pro Jahr der Therapie.
Teilnehmer*innen der Studie, die mit niedrignormalem TSH Schilddrüsenhormone bekamen, starben fast doppelt so häufig im Vergleich zu unbehandelten Menschen.

Fazit: Bei isolierter TSH-Überhöhung sollte man mit einer L-Thyroxin-Gabe sehr vorsichtig sein; generell sollten wegen häufiger TSH-Wert-Schwankungen über den Tag pathologische Werte zunächst überprüft werden, bevor eine Therapieentscheidung getroffen wird.
(Endocrine J. 2020; https://bit.ly/3jNvlyE)

Bei der Zuckererkrankung (Typ-2-Diabetes) ist durch eine Gewichtsabnahme die Wiederherstellung der eigenen Insulinausschüttung möglich

14.06.2020

In der DIRECT-Studie* wurde vor 2 Jahren gezeigt, dass rund 50% stark übergewichtiger Diabetiker durch eine Lebensstiländerung ihre Insulinsekretion wiederherstellen konnten - in der Regel kommt es bei adipösen Patienten zum Diabetes, wenn - bei bestehender Insulinresistenz - die eigene Insulinsekretion nachläßt. Während es aber beim Typ-2-Diabetes in der Regel nach spätestens 10 Jahren für die Hälfte der Patienten dann heißt: "Die Tabletten reichen nicht mehr, wir müssen mit Insulin therapieren!", ließ sich dies bei den untersuchten Patienten durch eine deutliche und nachhaltige Gewichtsabnahme vermeiden. Dies gilt v.a. am Anfang des Diabetes (in der Studie: innerhalb der ersten 6 Jahre), und kann gehen bis hin zum Absetzen sämtlicher Antidiabetika.
(Zhyzneuskaya et al. Time course of normalization of functional beta cell capacity in DIRECT after weight loss in type 2 diabetes. Diabetes Care, 2020)

Wieviel Eier darf man in der Woche essen, ohne sein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erhöhen?

14.06.2020

Seit vielen Jahren ist der Einfluß der Cholesterinzufuhr mit der Nahrung auf das Entstehen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwischen Ärzten und Wissenschaftlern strittig - und jeder Standpunkt kann sich auf zahlreiche Veröffentlichungen stützen. Die Korrelation zwischen Aufnahme und Blutspiegel von Cholesterin ist letztlich schwach, so dass die vor Jahren empfohlene Zufuhrbegrenzung des Nahrungs-Cholesterins auf 300 mg tgl. aus den Leitlinien gestrichen wurde. Aktuell wurden - abschließend? - drei US-Studien mit über 215.000 Patienten ausgewertet; diese hatten zu Studienbeginn keine Herz-Kreislauf- oder Diabetes-Erkrankung. Die Datenaufnahme erfolgte über 33 Jahre (!), viele Einflußfaktoren (z.B. Bluthochdruck, Gewicht, Rauchen, familiäre Belastung) wurden statistisch sauber herausgerechnet. Ergebnis: 1 Ei tgl. erhöhte das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht. Die Mehrzahl der Probanden verzehrte 1-5 Eier/Woche, wer mehr aß, hatte statistisch gehäuft höheres Gewicht und verzehrte mehr rotes Fleisch. Rechnet man dies heraus, so war über den gesamten Konsumbereich keine Veränderung des Erkrankungsrisikos durch den Verzehr von Eiern darstellbar. Bei Studienteilnehmern asiatischer Herkunft ergab sich sogar der gegenteilige Effekt: Je mehr Eier gegessen wurden, desto weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen traten auf.
(Drouin-Chartier et al. Egg consumption and risk of cardiovascular disease, ... , systematic review and updates meta-analysis. BMJ, 2020).

Blutdruckmedikamente immer am Abend nehmen ? - häufig nachgefragt

06.01.2020

In den letzten Wochen werden wir immer häufiger gefragt, ob es sinnvoll ist, die verordneten Blutdruckmedikamente abends einzunehmen, statt morgens. Hintergrund der Fragestellung "morgens oder abends" ist, wie auch in einem Artikel im Südkurier kolportiert, auf den sich viele Fragende beziehen, dass der nächtliche Blutdruck stärker mit Folgeekrankungen des Bluthochdrucks assoziiert ist (Schlaganfall und Herzinfarkt) als der am Tage. V.a. die "Hygia-Chronotherapy-Study" (Hermida et al, Eur Heart J online Oktober 2019) behauptet, dass die Einnahme von mindestens einem Blutdruckmedikament am Abend im Vergleich zur Einnahme aller Medikamente am Morgen große Effekt auf die Folgeekrankungen hat; diese Studie war Hauptauslöser der Diskussion in der 2. Jahreshälfte 2019. Als Resümee aus der momentanen Studienlage zieht das pharmaunabhängige "arznei-telegramm" angesichts der aufgeflammten zum Teil recht hitzigen Diskussionen nun aber 12/19 den Schluss, dass die Publikation so mangelhaft ist, dass die Ergebnisse nicht als Grundlage einer rationalen Blutdrucktherapie dienen sollten. Es wurden bei der Veröffentlichung keine Daten zur "Randomisierung" (Zufällige Aufteilung der Untersuchten auf die verschienen Therapiegruppen), zur genauen gegebenen Medikation und selbst zur Definition der sog. "Endpunkte" (Eintreten eben der zu untersuchenden Folgeerkrankungen) gemacht, auch nicht zur langfristigen Nachverfolgung der unterschiedlich therapierten Behandlungsgruppen. Somit ergeben sich momentan keinerlei Therapieoptionen aus den vermeintlich so sensationellen Daten.
Selbstverständlich ist es bei einer Blutdrucktherapie mit mehreren Substanzen üblich, die Medikation aus den unterschiedlich lang wirkenden und sich ergänzenden Substanzen so über den Tag zu verteilen, dass Blutdruckspitzen zu bestimmten Zeiten bestmöglich therapiert werden - dafür ist die gelegentliche Durchführung einer Langzeit-Blutdruck-Messung hilfreich, die wir in unserer Praxis auch anbieten ... Das ist aber keine neue, sondern eine altbekannte und zeitlose Weisheit. Im übrigen bleibt nicht zu vergessen, dass, wenn auch nicht bei allen, so doch bei der Mehrzahl der Menschen mit oder ohne Bluthochdruck die nächtlichen "RR-"Werte um bis zu 10-20% niedriger liegen als am Tag. Das ist bei Patienten mit arteriosklerotischen Gefäßveränderungen (Gefäßverkalkung) sehr beachtenswert, da dadurch nachts die Durchblutung z.B. der Herzkranzgefäße im Vergleich zum Tag absinkt. Ein zu starkes zusätzliches "Dippen" der Werte durch v.a. abends gegebene Blutdrucksenker kann im Einzelfall gefährlich werden.

01.03.2019

Wir freuen uns, dass wir zur kontinuierlichen Qualitätsverbesserung vor allem auch der hausärztlichen Versorgung ab dem 1. März 2019 Herrn Hans-Jörg Bansbach als angestellten Arzt zum Praxis-Team hinzugewinnen konnten. Herr Bansbach übernimmt als Schwerpunkt die Hausbesuche an den Dienstagen und Donnerstagen, im übrigen Freitags einen Teil der Sprechstunde und die für Sie an den Freitag Nachmittagen verlängerte Sprechstunde bis 16.00 abdecken.
Herr Bansbach lebt in Konstanz, ist langjährig erfahrener Allgemeinmediziner und auch schon seit Jahren in der allgemeinmedizinischen Praxis tätig. Besonders Dr. Witzel freut sich sehr auf die vertrauensvolle und kollegiale Zusammenarbeit!

Vitamin D und Schutz vor Erkrankungen - häufig nachgefragt ...

07.01.2019

Nachdem bereits im Deutschen Ärzteblatt für das Fachpublikum vor kurzem zu lesen stand, dass eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D nicht gegen Osteoporose hilft, titelte aktuell für den amerikanischen Raum die New York Times "Vitamin D ... ineffektiv in der Prävention von Krebs und Herzinfarkten"; und auch in Deutschland bezweifelt die ZEIT in ihrer Ausgabe vom 03.01.2019 auf Seite 34 ganzseitig, dass die Supplementierung mit Vitamin D einen Nutzen hat: Unstrittig ist, dass ein extremer Vitamin-D-Mangel schadet, so dass die Dt. Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde empfiehlt, Säuglingen bis zum Ende des 1. Lebensjahres täglich eine Extradosis Vitamin D zuzuführen. Eindeutig belegt ist allerdings nur, dass "Vitamin D eine Auswirkung auf die Knochengesundheit hat". Darüber hinaus sind viele Ergebnisse aus sog. Beobachtungsstudien abgeleitet, ein Vitamin-D-Mangel wird von verschiedenen Untersuchern verschieden definiert, etwas wirklich Kausales ist nicht belegt.
"Man beobachtet zum gleichen Zeitpunkt eine bestimmte Erkrankung und einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel und legt deshalb einen Zusammenhang nahe." Ebenso, wie es sein kann, dass dieser niedrige Vitamin-D-Spiegel Erkrankungen auslöst, "kann es aber auch sein, dass beispielsweise Krebskranke oder Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht mehr richtig aus dem Haus kommen". Weitere Studien, die üblicherweise in der Medizin für belastbare Aussagen zugrundegelegt werden, sog.
randomisierte kontrollierte Studien, sind "oft zu klein gewesen oder zu kurz gelaufen, oder der Vitamin-D-Wert wurde zu Beginn der Studie nicht bestimmt". Inhalt des ZEIT-Artikels ist u.a. eine nun veröffentlichte große Studie mit 26.000 gesunden Probanden, der "größte Versuch zu den Gesundheitseffekten von Vitamin D", über 5 Jahre laufend, mit zufälliger Zuteilung der Probanden, regelmäßigen Messungen und Ausschluß weiterer Faktoren, die verfälschend sein könnten. Ergebnis: "Im Vergleich zum Placebo senkte die Vitamin-D-Gabe weder die Häufigkeit von Krebsneuerkrankungen oder Schlaganfällen".
Nachdem die Kunde von der "Vitamin-D-Krise" in den letzten Jahren sich ubiquitär verbreitete, nahmen zahllose auch junge Menschen regelmäßig Vitamin D ein, ließen ihre Laborwerte bestimmen (so ist die Vitamin-D-Bestimmung der Parameter mit den höchsten Wachstumszahlen im Labor, sagt Matthias Orth, Sprecher des Berufsverbands Dt. Laborärzte). "In gewissen Kreisen gelte Vitamin D als Glückshormon".
"Wenn jeder Dritte einen Mangel an Vitamin D haben soll", so Orth weiter, "dann mache ich aus einem physiologischen Zustand eine Krankheit". Hinzu kommt, dass die Ergebnisse von Tag zu Tag und Labor zu Labor "extrem schwank(t)en". Selbst das Robert-Koch-Institut betont, "dass in Deutschland weniger Personen mangelhaft mit Vitamin D versorgt sind als vorher angenommen".
"Viel wichtiger als ein pauschal festgelegter Zielwert ist die individuelle Betrachtung. Wie ist die Lebenssituation einer Frau oder eines Mannes, wie alt ist der Mensch, ist er krank?" Laborarzt Orth zieht den Kreis indes noch enger: "Es gibt für die Vitamin-D-Bestimmung eigentlich nur eine klare medizinische Indikation: Eine Nierenschwäche". "Wenn man (als Gesunde/r) eine niedrige Dosis von 800-1000 Einheiten Vitamin D tgl. nimmt und dann das Gefühl hat, man tut sich etwas Gutes, schadet man sich sicherlich nicht", sagt M. Weber von der deutchen Gesellschaft für Endokrinologie. "Mit höheren Dosen wäre ich sehr zurückhaltend, zumindest für hoch dosiertes Vitamin D gibt es Daten, die darauf hinweisen, dass es Nierensteine auslösen kann." Am Ende sei es am besten, einem Mangel mit einer normalen, aktiven Lebensführung vorzubeugen. "Das hat sich durch alle Vitaminstudien gezeigt". Es genügt schon eine Viertelstunde täglich an der frischen Luft.

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